Tianzhuo Chen

 
 
 

Ghost

24. September – 19. November 2017

Die alle zwei Jahre stattfindende Kulturnacht Winterthur bildet den idealen Rahmen um die Ausstellung von Tianzhuo Chen (*1985, lebt und arbeitet in Peking und Shanghai) mit einer seiner eigenwilligen Performances zu eröffnen. Chen bewegt sich ganz selbstverständlich zwischen bildender Kunst, Performance, Theater und Oper, Mode und Undergroundkultur hin und her und gilt als Enfant terrible der chinesischen Kunst. Für seine Kritiker am schwersten erträglich ist dabei die Tatsache, dass er weder vor der grossen Erzählung, noch dem Tabu, Klischee oder irgendeiner Geschmacklosigkeit zurückschreckt.
Wenngleich Chens Produktion auch verhältnismässig traditionelle Formfindungen wie Zeichnung, Malerei und Objekt umfasst, so sind es doch seine überbordenden bis grotesken Performances, die am meisten im Gedächtnis bleiben. Das erzählerische Grundgerüst bilden häufig Mythen verschiedener, meist ostasiatischer Kulturen; Chen fusioniert die mit ihnen verbundenen Bildsprachen zum multimedialen Spektakel: Wummernde Technobässe bilden den akustischen Hintergrund, schrille Lichteffekte beleuchten zeitgenössische Tanzfiguren und sowohl Requisiten als auch Protagonisten erscheinen als Ansammlung von Insignien und Attributen einer ausser Kontrolle geratenen Popkultur.
Die Ausstellung in der Kunsthalle Winterthur zeigt ein Konvolut ausschliesslich neuer Arbeiten. Das eigens für Ausstellung und Performance entworfene Setting beinhaltet unter anderem Chens neuestes Video G.H.O.S.T.S.: Es wurde im Dezember 2016 in den Strassen von Varanasi in Indien gefilmt, unmittelbar neben jenem Ort am Ganges, an dem Tag für Tag die Toten verbrannt werden, ehe ihre Asche dem Fluss übergeben wird.

Oliver Kielmayer