Mark Lewis

 
 
 

3. April - 15. Mai 2011

Die Filme von Mark Lewis sind von geradezu stupender Reduktion und Minimalismus geprägt. Sie bestehen lediglich aus einer langsamen Kamerafahrt, einem zeitlupenartigen Einzoomen oder sogar nur aus einer einzigen statischen Kameraeinstellung, ohne Schnitt oder Ton. Mediale Selbstreflexion bildet häufig einen wichtigen Ausgangspunkt: The Moving Image (2011) etwa, bestehend aus einer einzigen unbewegten Kameraeinstellung während einer Liftfahrt, stellt die Frage nach dem bewegten Bild als solchem, und damit nach dem Verhältnis zwischen Fotografie und Film. Hin und wieder gibt es Referenzen zum kommerziellen Kino; etwa wenn in der Arbeit Forte! (2010) eine ausgesprochen dramatische Kameraführung à la James Bond mit der nüchternen Sachlichkeit von Luftaufnahmen über Kriegsgebieten kombiniert wird. Mark Lewis’ Interesse gilt freilich weniger der grossen Erzählung, sondern dem kleinen Realitätsausschnitt: Pond Scum, Five Lines (2010) zeigt in einer statischen Kameraeinstellung lediglich fünf kleine Enten, die einen dreckigen Tümpel durchqueren. Willesden Laundrette; Reverse Dolly, Pan Right, Friday Prayers (2010) besteht aus einer Kamerafahrt vom Innern eines Waschsalons hinaus auf eine belebte Londoner Strasse; Gladwell’s Picture Window (2005) schliesslich zeigt lediglich Spiegelungen auf einem Schaufenster und darin sich befindlicher Wechselrahmen. Der isolierte und unaufgeregte Fokus lässt gewisse Realitätsausschnitte plötzlich vollkommen surreal erscheinen und führt vor, wie eine alltägliche Situation bei all ihrer Einfachheit bereits den kognitiven Bereich des menschlichen Wahrnehmungsapparates zu überfordern vermag.

Oliver Kielmayer