Folkert de Jong

 
 
 

gott mit Uns

5. März - 23. April 2006

Seit 2001 baut der niederländische Künstler Folkert de Jong überbordende bis chaotische Figurengruppen aus Isolationsmaterialien wie beispielsweise Styrofoam. In der Installation in der Kunsthalle kommt dem Styrofoam eine zusätzliche Bedeutung zu, denn es handelt sich um eine militärische Erfindung; im zweiten Weltkrieg entwickelten die Amerikaner es für die Verbesserung des Auftriebs ihrer Rettungsboote.
In die Ausstellung sind Kopien von Arbeiten frühmodernistischer Inkunabeln wie Hans Arp oder Constantin Brancusi integriert. Aus heutiger Perspektive ist kaum nachzuvollziehen, wie die Künstler während des ersten Weltkriegs, als die Welt in Flammen stand, solche Skulpturen schufen, vollkommen losgelöst von jeder Tagesaktualität und ganz mit der Form und sich selber beschäftigt. Sie verdeutlichen, wie gewagt und speziell unser Kunstdiskurs letztlich ist; nicht nur der zitierte Modernismus, sondern auch das, was seither ganz selbstverständlich darauf aufbaut. De Jongs Installation ist keine Gegenüberstellung von schöner Ästhetik und hässlichem Krieg, sondern zeigt das eine als Ergebnis des anderen. Unser Verständnis von bildender Kunst und die Ablösung des ästhetischen Diskurses von moralischen und politischen ist letztlich aus einer christlichen Tradition hervorgegangen. Und diese hat sich bekanntlich auch mit Kriegen durchgesetzt, deren Legitimation aus heutiger Sicht mehr als fragwürdig ist.

Oliver Kielmayer